Biodiversität im Unterricht
Erfahren Sie hier was Biodiversität ist, warum wir ohne Biodiversität nicht leben können und wie das Thema im Unterricht behandelt werden kann.
Was bedeutet Biodiversität
Biodiversität, auch biologische Artenvielfalt genannt, ist die Vielfalt von Genen, Tier- und Pflanzenarten, Landschaften, Ökosystemen und allen autogenen ökologischen Prozessen.
Sie lässt sich somit auch als Vielfalt des Lebens bezeichnen. Eine hohe biologische Vielfalt ist der Maßstab für eine gesunde Umwelt für uns Menschen und eine intakte Natur. Biodiversität ist wichtig. Sie ist Grundstein und Motor für die Ökosystemleistungen und somit die Basis zur Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse von uns Menschen. Dazu zählen:
- Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser,
- fruchtbare Böden zur Produktion von gesunden Nahrungsmitteln,
- Blütenbestäubung,
- eine hohe Luftqualität und
- Erholung.
Warum Vielfalt so wichtig ist
Das große Ganze besteht aus ganz viel Kleinem, denn Vielfalt ist die Summe aller Dinge. Egal ob es dabei um eine Feuchtwiese, eine Ackerfäche, einen Wald, Obstgarten oder ein Reihenhausgarten geht, alles sind Ökosysteme. Jeder Bewohner, egal ob pflanzlich oder tierisch lebt im Zusammenspiel. Es bestehen Verbindungen, Symbiosen und Abhängigkeiten.
Die biologische Vielfalt ist die Grundlage für unsere Gesundheit. Denn wichtige Ökosystemleistungen können nur auf Grundlage der biologischen Vielfalt erbracht werden. Als Beispiel für ein Ökosystem möchten wir auf die Wildblumenwiese näher eingehen.
Biodiversität Blumenwiese
Eine Wildblumenwiese ist ein eindrucksvolles Beispiel für Biodiversität, denn sie ist voller Leben und Veränderung, Farben, Gerüche und Geräusche. Sie ist Lebensraum für 30-50 verschiedene Pflanzenarten und Anziehungspunkt für viele Tiere. Sie bietet ihnen neben Schutz vor Hitze und Trockenheit auch genügend Nahrungsangebot und Überwinterungsquartiere.
Die Wildblumenwiese wird wenig (1-2mal im Jahr), im Extremfall nicht gemäht. Wichtig dabei ist, dass die Pflanzen Zeit zum Aussamen bekommen. Abgemäht wird immer nur fleckenweise, damit die Tiere im verbleibenden Wiesenblumenstück Schutz finden, bis das Abgemähte nachgewachsen ist. Je nährstoffärmer der Boden ist, auf dem die Wiese wächst, umso bunter blüht sie.
Wildbienen brauchen Wildblumenwiesen
Mit fast 700 verschiedenen Wildbienenarten weist Österreich die höchste Bienendiversität aller mitteleuropäischen Staaten auf. Wildbienen sind auf eine artenreiches Lebensumfeld angewiesen. Allein Niederösterreich verzeichnet mit 608 vorkommenden Spezies mehr Bienenarten als ganz Deutschland, Tschechien oder Slowenien. Gründe dafür sind das Zusammentreffen zweier Klimazonen und die große Bandbreite an unterschiedlichen Höhenstufen von der Ebene bis ins Hochgebirge. Die Palette an Lebensraumtypen reicht vom Steppensee und extremen Trockenstandorten bis zu den hochalpinen Lebensräumen im Gletschervorfeld.
Die Kampagne "Wir für Bienen" macht auf Wichtigkeit der Artenvielfalt und den Schutz der Wildbienen aufmerksam. Spannende Informationen zur Artenvielfalt und Steckbriefe zu Bienen und Pflanzen in Niederösterreich finden Sie auf www.wir-fuer-bienen.at.
Wildblumenwiese anlegen
Selbst ein kleines Eck im Schulgarten, kann als Standort für Wildblumen und somit als Futter für Wildbienen dienen. Wenn es sich selbst überlassen und vom Mähen ausgespart wird, siedeln sich mit der Zeit Wildplfanzen und Wildkräuter an und bieten eine Lebensgrundlage für Insekten und Schmetterlinge. Sollte das Ansiedeln zu lange dauern, können Wildblumensamen (als fertige Samenmischungen erhältlich) angebaut werden. Wenn es aus Platzgründen nicht möglich ist, Lebensraum für Nützlinge und Wildbienen zu schaffen, kann eine selbstgebaute Insektennisthilfe eine gute Unterstützung für die Biodiversität im Schulgarten/Hof bieten.
Vielfalt und unsere modere Lebensweise
Durch die zunehmende Industrialisierung ist die Biodiversität von Ökosystemen stark gefährdet, denn die Lebensweise der industrialisierten Länder schränkt die Artenvielfalt stark ein. In vielen Bereichen ergeben sich Konflikte zwischen der Natur und unserem Tun, was oft zum Artensterben führt: Zerschneidung von Lebensräumen, Flächenversiegelung und -verbrauch, Intensivierung der Forst- und Landwirtschaft, Pestizideinsatz und Schadstoffzunahme. Für den Wohlstand unserer Gesellschaft ist die Biodiversität unentbehrlich, da sie das Fundament für zahlreiche Wirtschaftssektoren bildet. Daher hängt auch der Erfolg von vielen Unternehmen in vielerlei Hinsicht von Ökosystemen und deren Artenvielfalt ab.
Verlust des Artenreichtums in der Landwirtschaft
Auch die Artenvielfalt unserer ursprünglichen Kulturpflanzen ist stark gefährdet. Der Grund: es werden nur noch Arten und Sorten verwendet, die für den intensiven Anbau geeignet sind. Somit wurden und werden unzählige Sorten, die über Jahrtausende speziell auf den jeweiligen Boden, das örtliche Klima und die biologische Gegenspieler angepasst sind, von Hochleistungssorten verdrängt.
In Österreich wachsen zum Beispiel nur noch 400 bis 500 Apfelsorten, statt wie um 1900 herum 3.000 – 5.000. Und im Supermarkt finden sich im Durchschnitt gerade mal 5 Sorten! Noch ein Beispiel für den Verlust von Artenvielfalt bei Kulturpflanzen, ist dass in den USA im letzten Jahrhundert 95% der Kohlsorten, 94% der Erbsensorten und 81% der Paradeisersorten verschwunden sind.
Methoden & Materialien
Denken im System
WissenschaftlerInnen schätzen, dass es über 12 Millionen unterschiedliche Arten auf unserem Planeten existieren, bekannt sind uns davon nur rund 1,7 Millionen Tier- und Pflanzenarten. Allein in Österreich leben ca 25.000 unterschiedliche Insektenarten und 2000 verschiedene Flechten!
Durch das Netz des Lebens sind alle Arten miteinander verbunden – mache mehr, manche weniger. Es besteht ein durchdachtes Zusammenspiel von Abhängigkeiten und Verbindungen.
Von Spezialisten bis Alleskönner
Einige Arten sind absolute Spezialisten, die nur genau auf eine andere Art angepasst sind. So ist bei uns beispielsweise die Beinwell-Sandbienen auf die Pollen des Beinwells spezialisiert. Das genaue Gegenteil sind Lebewesen, die nicht nur für eine einzelne, sondern für sehr viele Arten zum Überleben wichtig sind.
Diese Arten nennt man „Schlüsselarten“. Kommt es zum Verlust einer Schlüsselart, verändert sich das jeweilige Ökosystem stark und es sterben möglicherweise auch andere Arten aus, die von dieser Schlüsselart abhängig sind. Dies kann in Kettenreaktionen bis zum Kollaps eines Ökosystems führen. Das für unsere Breiten beste Beispiel hierfür ist die Honigbiene, denn sie ist zu 80% für die Bestäubung aller Blüten verantwortlich. Auch Ameisen gelten als Schlüsselarten, durch die ein Ökosystem seine Stabilität und vor allem auch seine Biodiversität erhält.
Nahrungsnetz – alle sind miteinander verbunden
Grüne Pflanzen bilden die Basis einer Nahrungspyramide. Aus CO2 und Wasser können sie mit Hilfe des Sonnenlichtes Zucker bilden, der Baustein für die pflanzliche Substanz ist. Deshalb nennt man sie auch Produzenten.
Konsumenten erster Ordnung bestehen aus Pflanzenfressern oder aus Zersetzern (Destruenten wie z.B. Regenwurm, Assel, Enchyträe, Springschwanz), die Streu und tote Pflanzenteile fressen. Ab Konsumenten zweiter Ordnung (z.B. Raubmilbe, Samtmilbe, Ohrwurm) haben wir es mit den sog. Räubern zu tun, die Pflanzenfresser und Zersetzer fressen. Konsumenten dritter Ordnung (z.B. Steinläufer, Erdläufer) fressen andere Raubtiere.
Pflanzenfresser leben in größerer Zahl, als die Fleischfresser, die Raubtiere des Bodens. Pflanzen sind reichlich vorhanden. Die Pflanzenfresser nehmen nur einen relativ geringen Teil der Energie, die sie fressen, auf und speichern sie. Der Rest geht in Form von Wärme- und Bewegungsenergie bzw. mit den Ausscheidungen verloren. Reine Fleischfresser haben insgesamt weniger Energie zur Verfügung - sie kommen daher in geringerer Zahl im Ökosystem (unter- wie oberirdisch) vor.
Auch wir leben in Systemen
Diese Hintergrundinfos sind nicht unerheblich, um Biodiversität begreifen zu können, denn das Denken in Systemen erfordert das Wissen über Zusammenhänge.
Aber nicht nur in der Natur gibt es Systeme, auch im "normalen" Leben sind wir von funktionierenden Systemen abhängig.
Die Art des systemischen Denkens, ermöglicht den Schülerinnen und Schülern ein umfassendes Erfahren von Zusammenhängen. Sie erkennen, dass sie sowohl ein Teil des Ganzen, als auch der Teile sind. Ohne diese Erkenntnisse ist es schwierig zu begreifen, dass alles, jede einzelne Kleinigkeit die wir tun, Einfluss auf unsere Umgebung, unsere Mitmenschen und die Umwelt haben.
Dies entspricht auch der Bildung für nachhaltige Entwicklung, deren Ziel die Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Reflexion und zu systemischem und zukunftsorientiertem Denken ist.
So sind systemische Spiele auch gut geeignet um Einblicke in das System der Gruppe bzw. des Klassenverbandes zu geben und die unterschiedlichen Wirkfaktoren deutlich zu machen. Dies führt zu einem geschärfteren Blick auf das Klassensystem. Prozesse werden deutlicher und durch die geförderte Interaktion können soziale Kompetenzen gestärkt werden.